Die Anfänge der Selbstladewaffen reichen bis ins Jahr 1854 zurück, als der britische Metallurge und Ingenieur Sir Henry Bessemer das Patent Nr. 1868 mit dem Titel "Self-Loading and Self-Discharging Guns, &c" beantragte, in dem er einen Selbstladeverschluss für Hinterladergeschütze beschrieb. Den entscheidenden Anstoß lieferte jedoch Sir Hiram Stevens Maxim in den Jahren 1883 bis 1885. In dieser Zeitspanne entwickelte er die prototypischen Gasdruck- und Rückstoßlader, auf deren Funktionsprinzipien letztlich auch alle modernen Selbstladewaffen noch immer beruhen.
Seitdem gab es viele verschiedene Ansätze, die automatischen Feuerwaffen zu gliedern und zu kategorisieren. Im Folgenden sollen einige Ansätze visualisiert und in chronologischer Reihenfolge dargestellt werden. Die dargestellen Diagramme sind grafische Rekonstruktionen der Originalquellen und ihrer Texte. In einigen Fällen wurden zur besseren Lesbarkeit und Vergleichbarkeit geringfügige Änderungen an der Darstellung vorgenommen.
Inhaltsverzeichnis
Den Anfang macht Richard Wille mit seinem Werk Selbstspanner von 1896. Das Buch enthält einen der ersten Kategorisierungsversuche der damals noch jungen automatischen Waffen.
Unter dem Pseudonym Kaisertreu veröffentlichte Karel Krnka zwischen März 1900 und November 1901 eine Reihe von Aufsätzen in einer österreichischen Militärzeitschrift, die später in überarbeiteter und erweiterter Form als Buch unter dem Titel Die Principiellen Eigenschaften der Automatischen Feuerwaffen veröffentlicht wurden.
Bemerkenswert ist die Trennung in Gasdruck- und Rückstoßlader, wobei Krnka den einfachen Masseverschluss den Gasdruckladern unterordnet.
Die Einteilung von Weiß aus Die Handfeuerwaffen ihre Entwicklung und Geschichte (1912) ist im Wesentlichen ein von Krnka inspiriertes, leicht abgewandeltes Klassifizierungssystem.
In der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure veröffentlichte ein Hauptmann Polster 1916 einen Artikel über Selbstladewaffen, die die folgende Gliederung enthält. Interessant ist vor allem, dass Polster sich trotz der mit der Klassifizierung einhergehenden Beschreibungen nicht des Begriffs des Gasdruckladers für seine Kategorie A bedient.
George Morgan Chinns fünfbändiges Werk The Machine Gun ist zweifelsohne eines der wichtigsten Standardwerke der Waffentechnik. Band IV, Teil X widmet sich ausführlich der Analyse von Antriebssystemen für automatische Feuerwaffen und enthält entsprechend auch ein Kategorisierungssystem. Für die untenstehende Darstellung wurden die englischen Originalbegriffe übernommen.
Die Autoren von Kapitel 7 des Waffentechnischen Taschenbuchs der Rheinmetall GmbH, F. Flanhardt und K. Harbrecht, stellen folgendes System vor. Zwar werden die Begriffe Rückstoß- und Gasdrucklader in der grafischen Darstellung nicht explizit verwendet, sie entsprechen allerdings respektive den Klassen I und II.
Mootz verwendet im 1989 erschienenen Geschichte und Technik der Selbstladepistole folgendes interessante Schema, in dem er Gasdrucklader, Rückstoßlader und Systeme mit kraftschlüssiger Verriegelung nach Öffnungsbewegungen unterscheidet.
In Waffenlehre - Grundlagen der Systemlehre greift Wolfgang Pietzner den älteren Begriff des Rückdruckladers auf, unter dem er sowohl Rückstoßlader als auch Selbstlader mit Masseträgheitsverschluss subsumiert.
Mit Verschlusssysteme von Feuerwaffen etablierte Peter Dannecker einen neuen Ansatz zur nachvollziehbaren, einheitlichen Beschreibung von Verschlusssystemen anhand der vier Elemente Verriegelungselement, Übertragungsglied, Entriegelungsart und Verschlussantriebsart sowie den aus der Verbindungstechnik stammenden Attributen stoffschlüssig, kraftschlüssig und formschlüssig.
In Grundlagen der Pistolentechnik: Analysen – Markt – Ausblick beschränkt sich Peter Dallhammer dem namensgebenden Thema entsprechend auf die Einteilung der Selbstladefunktion in Rückstoß- und Gasdrucklader. Die Beschreibung der Verschlusssysteme folgt in ihren Begrifflichkeiten Peter Dannecker wie oben beschrieben.
Zwar greift Marcel Tschannen zur Benennung der einzelnen Abschnitte seines Handbuch der Waffentechnik auf das etablierte Rückstoßlader-Gasdrucklader-Schema zurück, diskutiert dieses jedoch kritisch und stellt folgenden alternativen Ansatz zur Kategorisierung vor.
Wenn auch nicht das Werk eines einzelnen Autors, soll abschließend noch kurz der - zumindest aktuell - vorherrschende Ansatz zur Gliederung in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellt werden.
Wie in Brassey's Essential Guide To Military Small Arms beschrieben:
Klassifizierung wie sie in Die Selbstlade- und automatischen Handfeuerwaffen - Die Ausstellung der Wehrtechnischen Studiensammlung des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung - Teil I Band 2 verwendet wird.