Vor kurzem habe ich einen sogenannten "limp wristing" Test mit Modellen verschiedener Selbstladepistolen gesehen. In den Kommentaren wurden die Pistolen, die den Test nicht bestanden, vielfach als "unzuverlässig" beschrieben. Nicht wenige waren enttäuscht, dass ihr persönlicher Favorit einen solchen "Mangel" aufwies.
"Limp wristing" bezeichnet jedoch vielmehr einen Fehler in der Schießtechnik des Schützen, bei der er die Waffe nicht fest genug in der Hand oder den Händen hält. Das kann zu Störungen beim Hülsenauswurf bzw. dem Laden einer neuen Patrone führen.
Aber warum ist das so? Bei Rückstoßladern mit kurz zurückgleitendem Lauf, dem weitverbreitetsten Antriebsprinzip unter den modernen Selbstladepistolen, findet über die formschlüssige Verriegelung und die Schließfeder auch ein Impulsübertrag auf die nicht-zurückgleitenden Teile der Waffe, d.h. im Fall einer Pistole das Griffstück, statt, was die entsprechenden Teile ebenfalls nach hinten wirft.
Eine Auswurfstörung kann eine Folge von "limp wristing" sein.
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Unter normalen Umständen bildet der Schütze durch das feste Umgreifen der Griffstücks bzw. Gehäuses eine Reaktionsmasse, die verhindert, dass das Gehäuse so weit zurückgeworfen werden kann, dass Funktionsstörungen auftreten. Beim "limp wristing", also dem zu schlaffen Halten, bilden der Schütze und das Waffengehäuse zwar weiterhin ein gemeinsames - aber auch sehr leicht bewegliches - System. Dieses leicht bewegliche System aus Arm, Hand und Gehäuse folgt dem zurückgleitenden Verschluss. Die Folge: Die Bewegung des Verschlusses relativ zum Gehäuse ist nicht mehr groß genug, um die Waffe korrekt zu repetieren und die Schließfeder wird nicht vollständig komprimiert.
Warum die unterschiedliche Anfälligkeit für "limp wristing"? Bei einigen Selbstladepistolen sind das Griffstück bzw. Gehäuse - und die mit ihm starr verbundenen Teile - schwer genug, um eine ausreichende Reaktionsmasse selbst bei einem nicht besonders festen Griff zu bilden. Je geringer die Masse des Waffengehäuses, desto größer die Anfälligkeit für Funktionsstörungen verursacht durch "limp wristing". Gleichzeitig bieten schnellere, schwerere Projektile, die eine entsprechend größere Gegenreaktion verursachen, oder eine leichter komprimierbare Schließfeder größere Spielräume bei einem möglichen "limp wristing". Entscheidend ist die Abstimmung der einzelnen Komponenten aufeinander und die richtige Schießtechnik.
Nein, nicht wirklich. Eine potenzielle Anfälligkeit für "limp wristing" ist eine akzeptierte Konsequenz aus dem Kompromiss zwischen Formfaktor, Gewicht, Leistung und Antriebssystem der Waffe. Sie liegt ganz einfach in der Natur der Sache und es wäre daher falsch, bei einzelnen Modellausführungen von Unzuverlässigkeit oder Mangelhaftigkeit zu sprechen. Vielmehr handelt es sich um eine dem Antriebssystem inhärente, physikalische Konsequenz, die - richtige Bedienung vorausgesetzt - keinen praktischen Nachteil darstellt.